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HANS JONAS

BIOGRAFISCHE DATEN

1815

Der Urgroßvater Benjamin Jonas gründet in Borken/Westfalen eine Leinenweberei.

1896

Die Firma wird der Mechanisierung wegen nach Mönchengladbach verlegt.

1903

Hans Jonas wurde am 10. Mai als zweiter der drei Söhne des jüdischen Textilfabrikanten Gustav Jonas und seiner Frau Rosa, der Tochter des Krefelder Rabbiners Dr. Jakob Horowitz geboren.
Der Wohnsitz der Familie befand sich damals in der Bahnhofstraße (heute Bismarckstraße) 108, ab Oktober 1903 in der Bahnhofstraße 85.

1911

Die Familie zieht in eine vom Architekten Robert Neuhaus, dem Erbauer des Rheydter Rathauses, entworfene großzügige Villa in der Mozartstraße 9.

1914

Beginn des Ersten Weltkriegs. Anfängliche Kriegsbegeisterung, die sich mit dem Wissen um die Geschehnisse von Verdun deutlich abkühlte.
Hans Jonas nahm nun Unterricht bei dem Maler Karl Cohnen und hatte persönlichen Kontakt mit dem »Arbeiterdichter« Heinrich Lersch.

1916

Tod seines älteren Bruders Ludwig, der an einer unheilbaren Knochenkrankheit litt.

1921

Abitur am Stiftischen-Humanistischen Gymnasium.

1922-1928

Studium in Freiburg bei Husserl und Heidegger.
Studium in Berlin bei Eduard Spranger, Alois Riehl, Ernst Troeltsch und an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums.
Studium in Marburg bei Heidegger und Bultmann u.a.
Mitgliedschaft in einer zionistischen Studentenverbindung.

1923

Eine Saison Praktikum in der Landwirtschaft.
Bekanntschaft mit Gerhard Krüger, Hans-Georg Gadamer, Karl Löwith, Leo Strauss, Dolf Sternberger, Günther Anders (Stern). Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Hannah Arendt.

1928

Promotion bei Martin Heidegger mit der Arbeit »Über den Begriff der Gnosis«.

1930

Gemeinsam mit seinem Cousin vorübergehend Kommanditist in der Leinenweberei.

1933

Emigration nach London.
Bekanntschaft mit George Lichtheim.

1934

Erscheinen von » Gnosis und spät antiker Geist, 1. Teil« mit einem Vorwort von Rudolf Bultmann.

1935

Übersiedlung nach Palästina. Aktiv in der Haganah.
Mitglied eines engen Freundeskreises um den Altphilologen Hans Levy, den Ägyptologen Hans Jakob Polotsky, den Physiker Shmuel Samburski, den Schriftsteller George Lichtheim, sowie den Religionswissenschaftler Gershom Scholem und den Philosophen Martin Buber.

1937

Erste Begegnung mit der damals 21-jährigen Lore Weiner.

1938

Tod des Vaters, Verhaftung des Bruders Georg, Tod Edmund Husserls.
Jonas hält seinen ersten akademischen Vortrag auf Hebräisch: »Husserl und das Problem der Ontologie«.

1939

Aufruf an die jüdische Jugend in Palästina sich freiwillig für den Dienst an der Waffe zu melden, um gegen Hitler zu kämpfen.

1940-1945

Soldat der britischen Armee, ab 1944 der jüdischen Brigade.

1942

Tod der Mutter in Auschwitz.

1943

Heirat mit Lore Weiner (Krause), Tochter des aus Regensburg stammenden jüdischen Rechtsanwaltes Siegfried Weiner und seiner Frau Paula, geb. Odenheimer, einer promovierten Nationalökonomin.

1945

Jonas erlebt das Kriegsende als Soldat in Italien. Auf dem Weg nach Norden begegnen den Angehörigen der jüdischen Brigade unter amerikanischer Besatzung lebende Juden, die aus den Lagern befreit worden waren.
Stationierung bei Venlo. Erste Wiederbegegnung mit Bekannten in seiner zerstörten Geburtsstadt.
Rückkehr nach Palästina.
Lehrtätigkeit an der School of Higher Studies des British Council.

1948

Soldat im israelisch-arabischen Krieg.
Geburt der Tochter Ayalah.

1949-1950

Umzug der Familie nach Kanada.
Unterrichtstätigkeit am Dalton College der McGill Universität in Montreal im Rahmen eines Stipendiums der Lady-Davis-Foundation.
1950 Professur an der Carlton Universität in Ottawa.
Geburt des Sohnes Jonathan (John).
Freundschaft mit dem Biologen und Mathematiker Ludwig von Bertalanffy, der ihn in die Theorie der offenen Systeme einführte.

1952

Jonas erhält den Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er lehnt zur Enttäuschung seiner Freunde Scholem und Buber, den früher so sehr ersehnten Ruf ab und bleibt mit seiner Familie in Amerika.

1955

Berufung an die New School for Social Research in New York.
Geburt der Tochter Gabrielle.

1959-1960

Aufenthalt in München.
Besuche der Schwiegereltern in Regensburg.

1962

Ehrendoktorat des Jewish Institute of Religion, Hebrew Union College.

1963

Alvin-Johnson-Professur an der New School of Social Research.

1964

Vortrag »Heidegger und die Theologie« an der Drew University in New Jersey, eine Art Abrechnung mit Heideggers später Philosophie und vor allem mit seinem Verhalten während der Zeit des Nationalsozialismus.

1967

»The Phenomenon of Life« (dt. »Organismus und Freiheit«) erscheint.

1969

Treffen mit Heidegger in Zürich.

1970

Beginn der Freundschaft mit dem Soziologen Heinrich Popitz, der für ein Jahr die »Theodor-Heuss-Professur« an der New School innehatte.

1972

Aufnahme der Arbeit am »Prinzip Verantwortung«.

1976

Emeritierung. Ehrendoktor der New School und der Universität Marburg.

1979

Es erscheint sein berühmtestes Werk: »Das Prinzip Verantwortung«.

1982-1983

Eric-Voegelin-Professur in München.

1987

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Besuch in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach, verbunden mit der Wiederholung seiner Friedenspreisrede in der Aula seines alten Gymnasiums.
Eintrag in das Goldene Buch der Stadt.

1988

Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband.
Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

1989

Ehrenbürger der Stadt Mönchengladbach.

1990

Ehrendoktor der Universität Bamberg.

1991

Ehrendoktor der Universität Konstanz.

1992

Ehrendoktor der Freien Universität Berlin.

1993

Jonas erhält den »Premio Nonino« in Udine und hält eine Rede mit dem Titel »Rassismus im Lichte der Menschheitsbedrohung«.
Er besucht mit seiner Frau Lore und seiner Tochter Gabrielle noch einmal Venedig.
Hans Jonas stirbt in der Nacht nach der Rückkehr aus Italien in seinem Haus in New Rochelle.

2012

Tod von Lore Jonas.
Hans und Lore Jonas sind im jüdischen Teil des Friedhofs von Hastings im Staat New York begraben.